Es war eine laue
Sommernacht, wie jede Nacht seit ein paar Wochen. Die Sterne standen in einer
endlosen Vielzahl am Himmel und leuchteten um die Wette. Die kleinen Wellen
schlugen an die steinerne Mauer im Hafen. Alles in allem sehr idyllisch. Doch
Joana bekam davon gar nichts mehr mit. Sie fror bis auf die Knochen, während
sie sich unter qualvollen Schmerzen auf den Beinen zu halten versuchte. Nur ganz
langsam kam sie vorwärts, taumelte immer wieder gefährlich.
„Nicht umfallen…nur
nicht umfallen!“ sagte sie sich immer wieder selber.
Der metallische Geruch,
welcher ihr in die Nase stieg bei jeder kleinsten Bewegung, war Blut. Ihr Blut.
Plötzlich waren Stimmen
zu hören. Nein, es war Musik, und jemand sang dazu. Eine Mischung zwischen Rock
und Punk, glaubte sie zumindest. Langsam hob sie den Kopf um zu sehen, woher es
kommen mochte. Weiter vorne, gar nicht mehr so weit entfernt, stand ein kleines
Lagerhaus etwas abgeschieden von der malerischen Häuserfront des Hafens.
Schwaches Licht drang aus seinen Fenstern und Joana konnte sogar sehen, dass
die Türe offen stand.
Ein Gefühl der Hoffnung
machte sich in ihr breit und sie gab sich einen Ruck, um weiter zu gehen. Sie
brauchte Hilfe, und das ziemlich schnell, bevor sie hier verblutete.
Die Musik wurde lauter,
die Stimmen konnte sie schon ziemlich gut verstehen, sie hatte es fast
geschafft. Doch dann ging alles ganz
schnell.
Vor ihren Augen
verschwamm alles, die Umrisse waren nicht mehr scharf zu erkennen. Joanas Beine
versagten bevor sie nun doch mit einem
lauten Stöhnen auf den harten Steinboden stürzte. Sie wollte um Hilfe rufen,
jedoch kam kein Laut mehr über ihre Lippen.
„Bitte, lass mich nicht
im Stich.“ flehte sie ihren Körper an.
Die ganze Kraft hatte
sie verlassen. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Dunkelheit ergriff sie und
von einem Moment auf den anderen fühlte sich ihr Körper taub an.
„Verdammte Scheisse!“
Hatte sie das gesagt?
Nein. Das war nicht ihre Stimme, soviel erkannte sie noch. Und dann war da
nichts mehr. Kein Laut, kein Licht, aber vor allem keine Schmerzen mehr. Es
fühlte sich wunderbar an. Wenn Sterben so einfach war, warum hatte sie so lange
dagegen angekämpft?